Kaminfegerstreit: Geballte Staatsgewalt rückte zur Überprüfung an
Schwarze Männer mit Polizeischutz
Im Tennenbronner Kaminfegerstreit
wurde die Überprüfung des Brenn-
wertgerätes im Haus des Tennen-
bronners Robert Zehnder nun mit
geballter Staatsgewalt durchgezo-
gen: Neben einer Mitarberterin des
Landratamtes hatten die zwei
Schornsteinfeger noch zwei Polizis-
ten im Gefolge und auch der Schlüs-
sel dienst wurde zum Haus beordert.
VON
MANFRED MOOSMANN
Tennenbronn - Nach dem für den
Kläger negativ beschiedenen Urteil
des Verwaltungsgerichts im Tennen-
bronner Kaminfegerstreit marschierte
nun die geballte Staatsgewalt bei Ro-
bert Zehnder im Tennenbronner Berg-
acker auf: Schornsteinfegermeister
Rafael Kammerer und Mitarbeiter
Christof Schwer hatten Vera Bühler
vom Landratsamt Rottweil und zwei
uniformierte Polizisten im Gefolge.
Das Amt hatte im Vorfeld den Termin
zur Überprüfung des Brennwertgerä-
tes mit aller Härte angeordnet und für
den Notfall auch gleich auf die Öff-
nung durch einen Schlüsseldienst
hingewiesen. Der kam dann auch, ob-
wohl den fünf Personen bereitwillig
die Tür geöffnet worden war.
Ins Haus gelassen wurden sie aller-
dings nicht von der Familie Zehnder.
Die hatte sich verabschiedet, geöffnet
hat ihnen Bernhard Ginter von der
Heizungsfirma Ginter sowie Werner
Bader von der Firma Elektro Bader. In
der Anordnung wurde der Aufmarsch
mit einer Brand und Explosionsge-
fahr der Anlage begründet. Die von der
Anlage ausgehenden Gefahren wür-
den zunehmen und unkontrollierbar
werden, heißt es darin.
Bernhard Ginter, der diese Anlage
eingebaut hatte widersprach dieser
Begründung vehement: "Damit werde
auch ich angegriffen, das ist geschäfts-
schädigend", sagte er zu Vera Bühler
vom Landratsamt, die ihn zuvor nicht
als ihren Ansprechpartner bezeichnet
hatte. Der Heizungsfachmann sagte
ihr auch deutlich, dass im Hause
Zehnder eine andere Anlage einge-
baut sei als die, die im Urteil des Ver-
waltungsgerichts beschrieben ist. Wie
berichtet, ging es um die Streitfrage,
ob das eingebaute Brennwertgerät
von Robert Zehnder überprüfungs-
pflichtig ist. Bernhard Ginter unter-
mauerte, dass dies keine Feuerstätte,
sondern ein Brennwertgerät sei. "Wir
wollen nicht diskutieren, sondern die
Anordnung vollstrecken". so Vera
Bühler kurz und knapp.
Bernhard Ginter sagte deudich,
dass die in der Folge durchgeführte
Abgaswegeüberprüfung und Kohlen-
monoxidmessung überhaupt nichts
mit einer Brand und Explosionsge-
fahr zu tun habe. Ferner habe er auf
die schriftliche Bitte des Landratsam-
tes im Dezember 2003 auch die Anlage
überprüft und bescheinigt, dass kei-
nerlei Gefahren von diesem Brenn-
wertgerät ausgehen. Dass nun trotz-
dem die Anordnung damit begründet
werde, ärgere ihn, so Bernhard Ginter
im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Die Polizisten hielten sich dezent
zurück, für sie gab es keinerlei Anlass
zum Eingreifen. Die Kaminfeger
machten sich dagegen ans Werk, ohne
Heizungsmonteur und Elektriker hät-
ten sie wohl aber garnicht prüfen kön-
nen: Das Brennwertgerät schaltet
nämlich erst ein, wenn Wärmebedarf
vorliegt. Aufgrund des Pufferspeichers
und der zugeschalteten Solaranlage
hätte dies lange dauern können. Die
Handwerker überbrückten deshalb
mit einem Draht die Anlage und heiz-
ten damit quasi für die Katz. Die Ka-
minfeger zückten ihre Messgeräte und
haben dann auch gemmessen, obwohl
während des Streitfalls auch schon ei-
ne fehlende Prüföffnung moniert wor-
den war. Letztlich begutachtete Rafael
Kammerer noch Kamin und Kachel-
ofen. Damit war auch die Feuerstät-
enschau erledigt. "Es ist alles in Ord-
nung", so sein Ergebnis der Untersu-
chung.
Die zwangsweise Durchsetzung der
Uherprüfung ordnete das Landrats-
amt an, weil Robert Zehnder dem Be-
zirksschornsteinfegermeister Rafael
Kammerer Hausverbot erteilt hatte.
Dieses wollte er nicht aufheben, weil
sein Vertrauen zu ihm dahin ist. Die
vermeintliche Gefahr der Anlage im
Hause Zehnder wog im Landratsamt
aber schwerer als sein Grund- und
Hausrecht. "Ich habe gegen kein Ge-
setz verstoßen", bekräftigt Robert
Zehnder sichtlich angespannt nach
seiner Rückkehr. Warum er wegging?
"Weil ich im Fernsehen schon gesehen
habe, mit welch brachialer Gewalt in
ähnlich gelagerten Fällen vorgegan-
gen wurde."
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