Suedkurier.de 29.03.2005

Kaminfeger kamen mit Polizei

Blicke von Robert Zehnder waren angeblich Grund für Kehrung unter Polizeischutz

Der Streit zwischen den Schornsteinfegern und Robert Zehnder im Tennenbronner Bergacker nimmt kein Ende: Zum angekündigten Kehrtermin kamen die schwarzen Männer wieder in Begleitung der Polizei. Grund: Robert Zehnder sah am Morgen des Kehrtermins auf der Fahrt ins Geschäft zufällig den Mitarbeiter des Schornsteinfegermeisters. Er hielt an und blickte auf den Kaminfeger. Dem wurde dabei mulmig, sagt sein Chef. Tennenbronn VON MANFRED MOOSMANN

Tennenbronn - Im Kaminfegerstreit zwischen dem Tennenbronner Robert Zehnder und Bezirks-Schornsteinfegermeister Rafael Kammerer qualmt es weiterhin heftig: Zur angekündigten Kehrung des Kamins kamen Rafael Kammerer und sein Mitarbeiter Christof Schwer wieder mit Polizeischutz. In diesem Streit scheint es nur Opfer zu geben: "Ich fühle mich durch den Aufmarsch mit der Polizei bedroht und genötigt", sagt Robert Zehnder. Von Angst vor einer Eskalation spricht Rafael Kammerer und meint, "da liegen die Nerven blank." Auch er sieht sich und seinen Mitarbeiter in der Opferrolle.

Was war geschehen? Bisher wehrte sich der Bewohner am Bergacker nur gegen die Messungen an seinem Gas-Brennwertgerät, die er für unrechtmäßig hält und dagegen prozessierte. Das Urteil fiel zu Gunsten des Landes Baden-Württemberg aus und wie berichtet marschierten danach die schwarzen Männer in Begleitung einer Mitarbeiterin vom Landratsamt, der Polizei und dem Schlüsseldienst zur Überprüfung des Gas-Brennwertgerätes auf. Die Kehrung des Kamins lief bisher dagegen verhältnismäßig störungsfrei ab. Warum fuhr deshalb nun die Polizei mit dem Streifenwagen an, bevor der Kaminfeger in Sicht war? "Ich hätte den Kaminfegern den Weg versperrt", gibt Robert Zehnder eine Information weiter, die er so von den Beamten vor Ort gehört habe.

Dem war nicht so, sagt Robert Zehnder und das bestätigen sowohl Rafael Kammerer als auch der Leiter des Schramberger Polizeireviers, Erich Moosmann, auf SÜDKURIER-Anfrage. Im Vorkommnisbericht der Polizei ist notiert, dass der Schutz vorsorglich aufgrund vorhergehender Probleme angefordert worden sei. Grund für das Ersuchen um Amtshilfe war laut Rafael Kammerer eine Begegnung am Morgen des Tages, an dem der Kaminfeger um 12.30 Uhr einen Kehrtermin im Hause Zehnder ausgemacht hatte. Robert Zehnder sah auf der Fahrt ins Geschäft den Mitarbeiter des Schornsteinfegermeisters, hielt an und schaute aus dem Auto heraus den schwarzen Mann an. Diese Begegnung war der Anlass für den Ruf nach den Beamten: "Mein Mitarbeiter hat sich nicht mehr zu dieser Kehrung getraut", sagt Rafael Kammer und meint: "Ich hatte Angst vor einer Eskalation und die Gesundheit geht bei uns vor. Das nehmen wir nicht auf die leichte Schulter."

"Es ist alles reibungslos abgelaufen", sagt der Leiter des Schramberger Polizeireviers, Erich Moosmann, nach der Kehrung. Dies bestätigt auch Rafael Kammerer, der allerdings nicht ins Haus durfte. Wie berichtet hatte ihm Robert Zehnder vor längerer Zeit Hausverbot erteilt, den Kamin kehrte deshalb der Mitarbeiter. Diese Lösung hatten die Polizeibeamten eingefädelt. "Aus polizeilicher Sicht ist das bedauerlich, wenn für die Erfüllung öffentlicher Aufgaben die Polizei benötigt wird", sagt Erich Moosmann. Wenn aber mit Schwierigkeiten und Problemen zu rechnen sei, käme er der Bitte nach. Dass der Hausbesitzer die Anwesenheit der Streife als Bedrohung und Nötigung auffasse, seien persönliche Empfindungen, so Erich Moosmann. "Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen", betont Robert Zehnder, der sich deshalb über die uniformierte Begleitung ärgerte. Für dieses Jahr dürfte nun aber Ruhe herrschen, der Kaminfeger muss in diesem Jahr weder noch einmal messen noch kehren. Ob es im nächsten Jahr dann ohne Polizei geht, wartet auch Erich Moosmann ab.